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Alltäglicher Widerstand statt nur 1. Mai Kaffekränzchen!

Gerade feiern die Medien, PolitikerInnen und KapitalvertreterInnen den Aufschwung. Aufschwung für wen und auf wessen Knochen?! Für die Konzerne war es auf jeden Fall ein Aufschwung der Profite und für ManagerInnen ein Aufschwung ihrer Gehälter. Aber für die ArbeiterInnen ist bisher der kapitalistischer Aufschwung zum größten Teil mit Reallohnverlust, Arbeitszeitverlängerung und mit einer Erhöhung des Arbeitsdruckes verbunden. Während die Gewerkschaftsbonzen am 1.Mai kräftig auf den Busch klopfen und den dicken Max markieren, handeln sie im Alltag Tarife aus, welche die Ausbeutung der KollegInnen erhöhen. Es heißt, es ginge nicht anders, für den Aufschwung müssen Opfer erbracht werden. Die Erfordernisse der Wirtschaftskonzerne („Sachzwänge“ und Konkurrenz), den sich auch die Gewerkschaften mehr oder weniger beugen, werden uns als quasinatürliches Gesetz präsentiert. In dieser gesamtgesellschaftlichen Rechnung tauchen wir lediglich als „Kostenfaktoren“, „Humankapital“ oder gar als „unnütze Esser“ oder „Parasiten“ (z.B. Langzeitarbeitslose) auf, denen schon mal mit Arbeitsdienst und Massenunterkünften gedroht wird.

Von den Gewerkschaften werden die meisten Angriffe des Kapitals gegen uns „nach zähen Verhandlungen“, mit kleinen Abstrichen, mitgetragen. Die Damen und Herren aus den Gewerkschaftsvorständen müssen auch nicht von ihnen mit ausgehandelten Löhnen leben. Wenn sie an einem Tag wie heute heiße Krokodilstränen über Dumpinglöhne vergießen, soll das nur davon ablenken, dass diese zum größten Teil von den Gewerkschaften mit ausgehandelt worden sind. Danke DGB!!! Wenn die Gewerkschaftsbonzen sagen, dass der Arbeiter von seiner Arbeit leben können muss, heißt dies im Umkehrschluss: etwas anderes als arbeiten für das Kapital habt ihr vom Leben nicht zu erwarten. Aber was bedeutet dieses „Leben“ für uns?

Wie viele von uns hangeln sich von einem Job zum anderen? Wie viele hangeln sich von einer „rettenden Insel“ zur nächsten (sei es die Pause, der Feierabend, das Wochenende, der Urlaub oder die Krankheit, …)? Wie viele hoffen dem Ganzen entkommen zu können (und sei es nur durch Lottospiele)? Wie viele verbringen die Zeit mit Warten (ob auf den Ämtern oder im Betrieb)? Wie viele freuen sich auf den Feierabend, das Wochenende, den Urlaub oder die Rente, statt das Leben genießen zu können? Wie viele warten darauf, dass die Zeit vergeht? – Aber es ist unsere Lebenszeit – und wir haben nur dieses eine Leben!

Der Widerstand und die Rolle der Gewerkschaften

Die Gewerkschaften rufen wie jedes Jahr am 1. Mai zum Protest auf: u.a. gegen die Rente mit 67, gegen „Gesundheitsfonds-Murks“, Mehrwertsteuererhöhung, „Steuergeschenke für Unternehmen“… dass all dies nicht hingenommen werden darf, ist klar. Die Frage ist nur, was dem entgegengesetzt wird. Die Gewerkschaften spielen wie die Parteien ihre Rolle: sie „kritisieren“ einige Auswüchse, wie Hartz IV, die Rente mit 67 oder längere Arbeitszeiten – dabei halten sie sich an die „Regeln des Spiels“: sie stellen nur „realistische“ Forderungen auf, entschärfen soziale Konflikte, indem sie diese ins politische Spektrum integrieren, und uns auf die übliche Logik des kleineren Übels und der faulen Kompromisse einschwören. Eine typische Politik des kleineren Übels ist die Forderung nach einen Mindestlohn von 7,50 Euro. Würden die DGB-Bonzen davon leben wollen?! Aber für uns dumme Proleten muss das mal wieder reichen. Solche bescheidenen Forderungen sind aber das A und O der deutschen Gewerkschaftsbewegung. Immer schön verantwortungsbewusst für Staat und Kapital. So wie der DGB heute ArbeiterInnen im Wirtschaftskrieg verheizt, sorgte seine Vorgängerorganisation im ersten Weltkrieg für Ruhe an der Heimatfront. Während der heutige DGB sich bei den demokratischen Parteibonzen einschleimt, ließ sein Vorgänger ADGB am 1.Mai 1933 seine Mitglieder unter der Hakenkreuzfahne marschieren. Die Nazis bedankten sich, in dem sie am 2.Mai die Gewerkschaften zerschlugen. Ab 1945 können sich die Gewerkschaftsbonzen wieder bei DemokratInnen einschleimen. Die BRD-DemokratInnen(von dem einige doch sehr bräunlich schimmerten) übernahmen den 1.Mai als Feiertag von den Nazis. Seitdem ist die 1.Mai-Feier nur noch ein Stück Realsatire.

Dabei dient der 1.Mai zum Dampfablassen: das ist die Gewerkschaftsbürokratie den Mitgliedern und vor allem sich selbst „schuldig“, um sie bei der Stange zu halten. „Kritisiert“ wird die Ausbeutung bei Lidl, in anderen Betrieben wie z.B. VW wird mit dem Segen der gewerkschaftlichen Betriebsräte ausgebeutet – das ist konsequente gewerkschaftliche Interessenvertretung und scharfe Kritik! Nicht nur bei Lidl ist das Paradies des Supermarktes erkauft mit der Hölle der Lohnarbeit …
Wie vom Kapital, so werden wir auch von den Gewerkschaften und Parteien als ArbeiterInnen oder als Menschen, deren „Bestimmung“ es ist (wieder) einen Job zu haben bzw. zu bekommen, angesehen. Dabei ist der Grund für die meisten von uns, dass sie einem Job nachgehen (müssen), der, dass sie unter den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen keine andere Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir sind gezwungen gegen Lohn unsere Arbeitskraft zu verkaufen, da wir über keinen anderen Zugang zu Lebens- oder Produktionsmitteln (z.B. also Nahrung, Wohnraum, Kleidung usw. oder Fabriken usw.) verfügen. Aus der Not wird hier eine Tugend gemacht. Lohnarbeit bedeutet Zwang, gestohlene Lebenskraft und -zeit, und eine Reduzierung unserer Menschlichkeit. Lohnarbeit ist kein Weg aus dem, es ist ein Teil des herrschenden Elends. Während der Zeit der Verausgabung unserer Arbeitskraft (also während der Arbeitszeit) haben wir keinen Einfluss darauf, wie, wo, wozu und in welchem Maß unsere Arbeitskraft eingesetzt wird. Da dies oft als selbstverständlich oder natürlich gilt, stört sich hieran oft keiner, was an dem Charakter der Lohnarbeit als Gewaltverhältnis nichts ändert. Am Anfang war die Gewalt offen sichtbar: ob in Form der Arbeitshäuser, körperlicher Züchtigung, offener Armut oder langer Arbeitszeiten. Heute ist davon oftmals nur noch die körperliche Abneigung geblieben und der allmorgendliche Kampf gegen den Wecker…

Die Ware-Geld-Beziehung herrscht über und durch uns: menschliche Beziehungen mutieren zu sachlichen Beziehungen: Eltern fragen sich, ob sie sich Kinder leisten können („Armutsrisiko“), Menschen trennen sich von FreundenInnen oder halten Kontakte, um die nötigen Beziehungen für gute Jobs, Wohnungen oder andere Vergünstigungen zu haben. Da für nahezu alles gezahlt werden und jede/r etwas (ver)kaufen muss, entwickelt sich teils eine Gleichgültigkeit, teils eine aggressive Konkurrenz gegen die anderen Menschen (seien es KollegenInnen, NachbarnInnen, …), die als Konkurrenten/innen im täglichen Überlebenskampf um Anerkennung, Jobs, Partner/innen, Sonderangebote, Wohnungen, oder was auch immer, angesehen werden. So werden zwischenmenschliche Beziehungen vergiftet, zerstört und werden zu Warenbeziehungen. Die Asozialität ist längst gesellschaftlicher Normalzustand. Dabei verbleiben die Gewerkschaften mit ihrer Forderung nach Hebung der Kaufkraft genau in diesem Rahmen: Vieles von dem, was wichtig für das tägliche Überleben ist, lässt sich allerdings nicht kaufen: z. B. Freundschaft, Liebe oder Solidarität.

Während sich die Freunde der Lohnarbeit und die Manager der kapitalistischen Krise streiten, ob denn nun eine 30-, eine 35- oder eine 40-Stunden-Woche her muss, steht für uns fest: Jede Minute Lohnarbeit ist eine zu viel!

Seien wir realistisch!

Wir wissen, dass all ihre Kompromisse faul sind, dass ihre Lösungen auf unsere Kosten gehen und Teil des Problems sind. Wir wissen, dass wir die Zeche zahlen für ihre Politik, ob in Friedens- oder Kriegszeiten, ob in der Krise oder im Aufschwung. Wenn es diesseits keine Lösungen gibt, kann es Lösungen nur jenseits von Kapital, Staat, Politik und Lohnarbeit geben, und die müssen wir selbst (er)finden und schaffen! Wie wollen Gewerkschaften, die oft noch nicht einmal die in Tarifverträgen vereinbarten Arbeitszeiten und Löhne verteidigen können und wollen, (da ihnen ihre Verhandlungsfähigkeit wichtiger ist), die Hartz IV-Gesetze bekämpfen, geschweige den weitergehende Forderungen durchsetzen? Mit weich gespülten Worten und lahmen Kundgebungen und Aktionstagen ganz bestimmt nicht!

Die Gewerkschaften haben längst die Logik des Kapitals (sichtbar z.B. in der Standortdebatte oder Argumentation der Gewerkschaften), und die Grundlage der kapitalistischen Ökonomie – trotz ihrer bekannten zerstörerischen Auswirkungen auch auf uns – akzeptiert und verwalten das bestehende Elend mit. Die Gewerkschaften setzen als gegeben voraus, wogegen der eigentliche Widerstand beginnen muss: Die Existenz des Menschen als ausgebeutetes und staatsbürokratisch verwaltetes Wesen, als Objekt von Staat und Kapital. Der Widerstand müsste sich gegen den stummen Zwang der Verhältnisse richten: dagegen, dass Menschen sich verkaufen müssen, um überleben zu können. Solange wir uns vertreten lassen, ob nun von Gewerkschaften oder Parteien, solange werden diese uns als Manövriermasse gebrauchen – sie zertreten uns, unsere Bedürfnisse interessieren sie nicht und wir bleiben auf der Strecke.

Wenn die Gewerkschaften „soziale und gerechte Reformen“ fordern, dann fertigen sie nur größere Käfige für uns, und legen uns an längere Ketten, denn vom Elend unserer Existenz (ob als Arbeitslose/r, Arbeiter/in) befreit es uns nicht. Warum sollten wir das zulassen?

Es ist an der Zeit unserem Leben einen anderen Rhythmus zu geben, keinen der Maschinen, Börsen oder Straßenbahnen einen der Bedürfnisse, des Genusses und der Begierden! Alle Menschen sollten gut leben können ohne einen Großteil ihres Lebens, d.h. ihrer Lebenszeit und -energie mit für (Mensch und Natur) schädlichen, außerhalb der kapitalistischen Ökonomie sinnlosen, überflüssigen, monotonen und langweiligen Tätigkeiten zu verbringen (z.B. Atomkraftwerke, Waffenfabriken, Banken, Versicherungen, Wachschutz, Werbebranche, Großteil des Handels, etc.), sich vergiften zu müssen. Warum sollten wir für irgendetwas zahlen? Warum sollten wir also fordern, was wir gar nicht wollen und was uns nicht wirklich gut tut?

Wir wollen weder mehr Jobs, eine bessere Bezahlung, einen (höheren) Mindestlohn noch eine garantierte Rente oder größere Sozialwohnungen – nein, wir wollen Verhältnisse, die weder eine Rente noch all den anderen sozialstaatlichen Firlefanz kennen. Wir wollen Verhältnisse, unter denen wir keine Jobs oder Arbeitslosenhilfe mehr nötig haben, um überleben zu können, und unter denen Sozialwohnungen nicht länger notwendig sind! Wir wollen Verhältnisse, unter denen jeder sein Auskommen hat, Verhältnisse jenseits der Vermittlung durch Geld, Ideologie, Politik und die Ware. Wir wollen nicht länger Warensubjekte und Ausbeutungsobjekte sein, wir wollen voll und ganz Mensch sein! Dies wird nur möglich sein durch eine Perspektive jenseits von Kapital, Lohnarbeit, Politik, Staat und Warenproduktion! Beenden wir das tagtägliche Überleben, damit unser Leben beginnen kann!!! Leben, nicht vegetieren! Kämpfen, nicht kapitulieren! Bedürfnisse befriedigen, nicht Erwartungen erfüllen!

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