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Das Wesen der Warenproduktion

Kapitalistischer Reichtum ist verdoppelt in Waren und Geld. Eine Ware besitzt Gebrauchseigenschaften. Zum Beispiel besitzt ein Stuhl die Gebrauchseigenschaft, dass mensch sich auf ihn setzen kann. Diese Eigenschaft ist sein Gebrauchswert. Doch die kleinbürgerlichen und kapitalistischen ProduzentInnen stellen Stühle nicht in erster Linie her – beziehungsweise lassen sie herstellen –, um selbst darauf zu sitzen, sondern um sie zu verkaufen, also Geld gegen die Stühle einzutauschen. Doch das Geld macht sie nicht satt und wärmt sie nicht. Die kleinbürgerlichen und kapitalistischen Stuhlproduzenten tauschen also als KonsumentInnen das Geld gegen Lebensmittel und Klamotten, um satt und warm zu werden. Ein Großteil des eingetauschten Geldes dient aber nicht dem privaten Konsum der KleinbürgerInnen und KapitalistInnen, sondern ist dazu da, um die Stuhlproduktion aufrecht zu erhalten und zu erweitern.
Das Geld ist also das eigentliche Ziel der Stuhlproduktion. Dieses Geld tauschen die StuhlproduzentInnen gegen ihre Stühle ein. Das Geld ist also ein Tauschmittel. Ist der Tausch Geld gegen Stuhl ein willkürlicher oder gibt es da gewisse Gesetze? Es gibt wirklich gewisse Regeln auf den chaotischen Märkten. Um im Chaos des Marktes die Regel zu bestimmen hilft uns die Werttheorie. Da der Stuhl in der Warenproduktion nicht nur zum Sitzen da ist, hat er nicht nur einen Gebrauchswert, sondern auch einen Tauschwert. Dieser Tauschwert wird im Preis ausgedrückt, also wie viel Geld ein bestimmter Stuhl kostet. Nach der Werttheorie wird der Tauschwert einer Ware durch seine durchschnittliche gesellschaftlich notwendige Herstellungszeit bestimmt. Doch Tauschwert und Preis stimmen nicht überein. Da der Preis auf den Markt auch durch Angebot und Nachfrage, also durch die Konkurrenz zwischen KäuferInnen und VerkäuferInnen bestimmt wird. Der Preis schwankt also um den Tauschwert herum. Doch steigt die Arbeitsproduktivität dann sinkt der Wert einer Ware und damit auch sein Preis.
Gegen die Werttheorie kamen von bürgerlichen IdeologInnen die verschiedensten Einwände. Z.B. behaupten sie, dass die Preisbildung ausschließlich durch Angebot und Nachfrage wird bestimmt. Wir wollen diesen Einwand durch eine einfache Tatsache entkräften. Heutzutage kostet jeder stoffliche Reichtum Geld. Doch was kostete stofflicher Reichtum vor der Warenproduktion und was wird er möglicherweise auch nach der Warenproduktion wieder kosten? Zeit und Kraft! Und so ist es ja auch in der kapitalistischen Warenproduktion, nur wird dieser Fakt halt in Geld ausgedrückt.
Verdeutlichen wir noch einmal kurz die Unterschiede zwischen urwüchsiger Bedürfnisproduktion auf der einen Seite, kleinbürgerlicher und kapitalistischer Warenproduktion auf der anderen. In der urwüchsigen wie auch in der möglicherweise nachkapitalistischen Bedürfnisproduktion werden Dinge unmittelbar und direkt für den individuellen und kollektiven Bedarf produziert, also Stühle dafür hergestellt um darauf zu sitzen, nicht um sie in Geld umzutauschen. In der kleinbürgerlichen Warenproduktion war und ist das Geld schon das Ziel. Der Unterschied zwischen kleinbürgerlicher und kapitalistischer Warenproduktion besteht darin, dass in ersterer der Privateigentümer der Produktionsmittel mit diesen auch selbst noch Waren produziert. In der kleinbürgerlichen Warenproduktion wurden und werden vom Handwerksmeister nur embryonal andere Arbeitskräfte ausgebeutet (Familienmitglieder, Lehrlinge, Gesellen und Tagelöhnerlnnen), während in der kapitalistischen Warenproduktion der Privateigentümer an den Produktionsmitteln in der Regel nicht mehr selbst mit ihnen Waren produziert, sondern massenhaft LohnarbeiterInnen ausbeutet, die für ihn das Warenkapital produzieren. Die auf dem Markt erfolgende Umwandlung des Warenkapitals in Geldkapital wird mit der Entwicklung des Kapitalismus auch immer stärker von Lohnabhängigen vollzogen und kaum noch von den KapitalistInnen selbst. Auch wird das realisierte Geldkapital und der in ihm enthaltene Profit von den KapitalistInnen nicht in erster Linie dazu verwendet um ihre Konsumwünsche zu befriedigen, sondern um die Produktion zu erweitern und das Kapital zu vermehren.
Erst mit der Entwicklung des Industriekapitalismus wird die Ware-Geld-Beziehung zum vorherrschenden und auch verinnerlichten grundlegenden sozialen Verhältnis. Naturalwirtschaft und Bedarfsproduktion war noch bis in das kapitalistische Zeitalter hinein auf dem Lande weit verbreitet und koexistierten mit der kleinbürgerlichen Warenproduktion der Städte. In der Landwirtschaft herrschte jedoch der Feudalismus bzw. in der Antike die Sklavenhaltergesellschaft. Im Feudalismus leisteten die abhängigen BäuerInnen vorwiegend Naturalabgaben. Es gab zwar schon das Handelskapital, aber die Ware-Geldbeziehung war noch nicht das vorherrschende Verhältnis. Das wurde es erst mit der kapitalistischen Warenproduktion.
Die Niederkonkurrierung des warenproduzierenden KleinbürgerInnentums ist eine wesentliche Erscheinung der kapitalistischen Warenproduktion. Kapitalistische Warenproduktion unterscheidet sich von der kleinbürgerlichen Warenproduktion dadurch, dass erstere auch die Arbeitskraft der Menschen massenhaft zu einer Ware macht. Das Kapital ist in erster Linie ein soziales Verhältnis zwischen den BesitzerInnen beziehungsweise hohen VerwalterInnen der Produktionsmittel und jenen Menschen, die ihre Arbeitskraft den KapitalistInnen vermieten müssen, weil sie selbst nicht über Produktionsmittel verfügen. Indem die ArbeiterInnen ihre Arbeitskraft an die KapitalistInnen vermieten, verkaufen erstere den letzteren das Recht über diese Arbeitskraft über einen bestimmten Zeitraum zu verfügen. Der Tuschwert dieses zeitlich beschränkten Verfügungsrechtes über die Arbeitskraft entspricht dem Tauschwert der Lebensmittel, welche die LohnarbeierInnen brauchen, um sich und damit auch ihre Arbeitskraft reproduzieren zu können. Der Preis (Lohn) kann über und unter diesem Tauschwert liegen.
In der Realität wird über den Preis des kapitalistischen Verfügungsrechtes über die Arbeitskraft mitunter hart gekämpft. Das Kapital strebt danach, den Lohn möglichst niedrig zu halten und gefährdet damit auch die Reproduktion der ArbeiterInnenklasse. Nur der Klassenkampf der letzteren kann Löhne durchsetzen, welche den Tauschwerten der Arbeitskräfte entsprechen oder darüber liegen. Durch diesen Klassenkampf entwickeln sich Gewerkschaften, deren Bürokratie mit den KapitalistInnen und ManagerInnen die Löhne der ArbeiterInnen in Form von Tarifverträgen aushandelt. Dadurch werden die Gewerkschaftsbürokratien zu Co-Managerinnen der kapitalistischen Ausbeutung. Obwohl sie eine wichtige Funktion bei der Niederhaltung der ArbeiterInnenklasse erfüllen, werden die Gewerkschaften jedoch von Teilen der Bourgeoisie nicht gern gesehen. Zum Beispiel meinte die deutsche Bourgeoisie der Weimarer Republik, dass sie ganz gut auf die Gewerkschaftsbürokratie verzichten könne. Die Nazis zerschlugen dann auch den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB), ohne dass dieser Gegenwehr leistete, ja, sich gar bei den Nazis einzuschleimen versuchte (siehe dazu ausführlicher das Kapitel Institutionalisierte ArbeiterInnenbewegung und proletarischer Klassenkampf in Demokratie und Faschismus).
Durch den Kauf des zeitlich befristeten Verfügungsrechtes über die proletarischen Arbeitskräfte können die KapitalistInnen dessen Gebrauchswert genießen. Der besteht darin, dass die Arbeitskräfte im Produktionsprozess Werte produzieren, die eindeutig höher sind als die Löhne. Unter dem Kommando des Kapitals produziert die ArbeiterInnenklasse im grundsätzlich autoritären Arbeitsprozess Warenkapital. Die ArbeiterInnen produzieren also etwas, was nicht ihnen gehört. Das Warenkapital was sie produzieren, wird von den KapitalistInnen oder deren kommerzielle LohnarbeiterInnen wieder in Geldkapital umgewandelt. Aus einem Teil dieses Geldkapitals werden auch die Löhne der ArbeiterInnen beglichen. Auch womit das Industrieproletariat produziert, die Produktionsmittel, gehört nicht ihm, sondern den Kapitalistinnen. Die Produktionsmittel sind produktives Kapital. Auch über ihre eigene Arbeitskraft können die ProletarierInnen nach deren Vermietung im Produktionsprozess nicht mehr verfügen. Wie und was sie produzieren, bestimmen die KapitalistInnen. Die ArbeiterInnen sind im Produktionsprozess selbst menschliches produktives Kapital. Im Produktionsprozess herrscht die unmittelbare soziale Diktatur des Kapitals über das Proletariat.
Diese kapitalistische Diktatur über das Proletariat ist natürlich kein Selbstzweck. Ihr Sinn besteht in der jeweils optimalsten Ausbeutung der ArbeiterInnenklasse, um möglichst Maximalprofite erzielen zu können. Die KapitalistInnen erhalten in Form des Warenkapitals eine höhere Wertsumme zurück, als sie vor der Produktion investiert hatten. Diese Investitionen bestehen aus sachlichen Produktionsmitteln, den Löhnen und unproduktiven Kosten der Produktion (zum Beispiel der Erhalt eines Werkschutzes, welcher repressiv gegen das Proletariat vorgehen kann). Die LohnarbeiterInnen übertragen im kapitalistischen Arbeitsprozess den Wert der Produktionsmittel auf das Produkt. Die Arbeitsgegenstände (Rohstoffe, Hilfsstoffe) verlieren ihre bisherige Gestalt und werden zu neuen Produkten verarbeitet. Deren ehemaligen Tauschwerte gehen in den Wert des neuen Produktes ganz ein. Die Arbeitsmittel, zum Beispiel die Maschinen, übertragen nur einen Teil ihres Wertes auf die Produkte. Eine Maschine, mit deren Hilfe mensch beispielsweise durchschnittlich zehn Jahre produzieren kann, überträgt ihren Tauschwert auf das zehnjährige Produkt. Doch in der Zeit, in welcher die ArbeiterInnen mit Hilfe der Arbeitsmittel die Arbeitsgegenstände in neue Produkte umformen, entsteht auch neuer Tauschwert. Dieser Tauschwert teilt sich in einen Wert, welcher ihren Löhnen entspricht, und einem Mehrwert, den die KapitalistInnen sich aneignen. Das Verhältnis zwischen den Löhnen und dem Mehrwert ist die Mehrwertrate. Die KapitalistInnen müssen danach streben, diese Mehrwertrate zu erhöhen.
Neben den Druck auf die Reallöhne, erhöhen die KapitalistInnen die Mehrwertrate durch Arbeitszeitverlängerungen und/oder durch die Intensivierung der Arbeitszeit, der so genannten Arbeitsverdichtung, bei der die ArbeiterInnen in kürzerer Zeit mehr Tauschwert, also auch mehr Mehrwert produzieren. Doch die ArbeiterInnen führen auch einen Klassenkampf um die Arbeitsbedingungen, wobei der Kampf für Arbeitszeitverkürzungen und gegen Arbeitszeitverlängerungen leichter zu führen ist, als der Kampf gegen Arbeitsverdichtungen. Eine Minderheit von ArbeiterInnen kämpfte und kämpft jedoch nicht nur für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, sondern gegen den Kapitalismus als solchen und für eine klassenlose Gesellschaft. Aber auch diese sozialrevolutionären ArbeiterInnen leben wie ihre KollegInnen inmitten der bürgerlichen Gesellschaft und werden von dieser geformt.
Unter anderem auch vom Geldfetischismus. Geld ist das eigentliche Ziel der kapitalistischen Warenproduktion. Mit ihm kann mensch alles eintauschen, was es im Kapitalismus an stofflichem Reichtum so gibt. Es ist edel, wenn mensch es besitzt und ein Fluch, wenn mensch es nicht besitzt. Das Geld ein totes Ding ist, und nur durch Tauschbeziehungen der Menschen scheinbar zum Leben erweckt wird, wird im falschen Bewusstsein der MarktteilnehmerInnen oft nicht erkannt. Durch die Verhältnisse selbst wird ein Geldfetischismus erzeugt, das Anbeten oder Verfluchen des Geldes, als wäre es selbst etwas Lebendiges. Der Geldfetischismus kommt in Sprüchen wie „Geld regiert die Welt“ oder „Geld muss arbeiten“ zum Ausdruck. Aber arbeiten und regieren können nur lebendige Menschen und nicht das tote Geld. Der Geldfetischismus ist auch ein Ausdruck dafür, dass die Menschen nicht die Warenproduktion beherrschen, sondern dass die Warenproduktion die Menschen beherrscht.
Und die bürgerliche Moral ist auch sehr um das Geld zentriert. Aus der Sicht eines bürgerlichen Moralisten sind fast alle anderen Menschen geldgierig. Zu den Wenigen, die es nicht sind, zählt der Moralist natürlich sich selbst. Er lebt nach großen Tugenden, ist ein großer Patriot…
Im bürgerlichen Moralismus ist das Geld/Bankkapital oft so ziemlich das Fluchwürdigste. Diese Bande von SchmarotzerInnen stellt selbst keine Waren her, arbeitet nicht und verleiht nur Geld, um dafür den Zins einzustecken! Dass alle anderen bürgerlichen Individuen auch nur für Geld arbeiten beziehungsweise arbeiten lassen, klammert der bürgerliche Moralismus nur zu gerne aus. Die moralischen Attacken auf das Finanzkapital sind eine Form des negativen Geldfetischismus.
Dieser negative Geldfetischismus verwandelte sich in der Geschichte nicht gerade selten in Judenhass. Die Juden wurden als ein vorindustriekapitalistisches Handelsvolk, also als ein soziales Subjekt, welches die Ware-Geld-Beziehung schon sehr früh auch in ihrer Religion verinnerlichte, zu einer Zeit, als das Geld noch nicht vorherrschend das unmittelbare Ziel der Produktion war, schnell zum Hassobjekt des negativen Geldfetischismus. Bis in das Mittelalter hinein hatten die Juden tatsächlich eine beherrschende Rolle im Waren- und Geldhandel. Selbstverständlich war der Judenhass schon damals sozialreaktionär und er wurde vom herrschenden Feudaladel und der sich entwickelnden christlichen Bourgeoisie geschürt, um die soziale Wut auf die Juden und Jüdinnen abzulenken.
Mit der Entwicklung einer christlichen Handels- und später auch Industriebourgeoisie, welche den Juden schrittweise das Monopol auf den Waren- und den Geldhandel entriss, wurde der Judenhass als negativer Geldfetischismus vollends sichtbar zur Sozialdemagogie. Die von der Bourgeoisie geprägten nicht- und antikatholischen Formen des Christentums (hier besonders Calvinismus und Puritanismus) stellen ebenfalls eine religiöse Verinnerlichung der Ware-Geld-Beziehung dar, ähnlich wie die viel ältere jüdische Religion. Mit der Durchsetzung des Kapitalismus verloren die Juden ihren sozialen Charakter als vorindustriekapitalistisches Handelsvolk. Das Judentum wurde in die drei Hauptklassen der bürgerlichen Gesellschaft gespalten: Bourgeoisie, KleinbürgerInnentum und Proletariat. In einer entwickelten kapitalistischen Gesellschaft ist das Geldkapital nicht mehr vorwiegend „jüdisch“. Mit der Durchsetzung der kapitalistischen Warenproduktion und dem Geld als Maß aller Dinge wird die rassistische Hetze gegen „Geldjuden“ zur gehässigen moralisierenden Projektion, bei der besonders nichtjüdische KleinbürgerInnen ihre eigene – gesellschaftlich notwendig hervorgerufene – „Geldgier“ ausblenden und auf Fremde – „die Juden“ – lenken können.
Auch der fanatische und massenmörderische Judenhass der Nazis wurde unter anderem vom negativen Geldfetischismus genährt. Obwohl im damaligen Kapitalismus das Finanzkapital schon lange nicht mehr ausschließlich jüdisch war, wurde es von den Nazis in ihrer sozialen Demagogie so dargestellt und rassistisch begründet. Für die Nazis waren die Juden eine geldgierige Rasse. Hier ein Zitat von Hitler, der das ziemlich gut veranschaulicht. So schrieb er am 16. September 1919: „Der Antisemitismus als politische Bewegung darf nicht und kann nicht bestimmt werden durch Momente des Gefühls, sondern durch die Erkenntnisse von Tatsachen. Tatsachen aber sind: Zunächst ist das Judentum unbedingt Rasse und nicht Religionsgemeinschaft. Und der Jude selbst bezeichnet sich nie als jüdischen Deutschen, jüdischen Polen oder etwa jüdischen Amerikaner, sondern stets als deutschen, polnischen oder amerikanischen Juden. Noch nie hat der Jude von fremden Völkern, in deren Mitte er lebt, viel mehr angenommen als die Sprache. Und damit ergibt sich die Tatsache, dass zwischen uns eine nichtdeutsche, fremde Rasse lebt, nicht gewillt und auch nicht imstande, ihre Rasseneigenarten zu opfern, ihr eigenes Fühlen, Denken und Streben zu verleugnen, und die dennoch politisch die gleichen Rechte besitzt wie wir selber. Bewegt sich schon das Gefühl des Juden im rein Materiellen, so noch mehr sein Denken und Streben. Der Tanz ums Goldene Kalb wird zum erbarmungslosen Kampf um alle jene Güter, die nach unserem inneren Gefühl nicht die höchsten und einzig erstrebenswerten auf dieser Erde sein sollen.
Sein Mittel zum Kampf ist jene öffentliche Meinung, die nie ausgedrückt wird durch die Presse, wohl aber immer durch sie geführt und gefälscht wird. Seine Macht ist die Macht des Geldes, dass sich in Form des Zinses in seinen Händen mühe- und endlos vermehrt, und den Völkern jenes gefährlichste Joch aufzwingt, dass sie seines anfänglichen goldenen Schimmers wegen so schwer in seinen späteren traurigen Folgen zu erkennen vermögen. Alles was Menschen zu Höherem streben lässt, sei es Religion, Sozialismus, Demokratie, es ist ihm alles nur Mittel zum Zweck, Geld- und Herrschgier zu befriedigen. Sein Wirken wird in seinen Folgen zur Rassentuberkulose der Völker.“ Hier sehen wir deutlich, wie der Kleinbürger Hitler den negativen Geldfetischismus mit der „wissenschaftlichen Rassenlehre“ verknüpfte.
Der Judenhass entstand also in erster Linie aus dem negativen Geldfetischismus der Warenproduktion, während der heutige arabische Judenhass kaum noch was mit seiner ursprünglichen Quelle zu tun hat, auch wenn er teilweise an diese Quelle ideologisch anknüpft. Der letztere ist im Wesentlichen ein typischer Chauvinismus des nationalistischen Konkurrenzkampfes. Der negative Geldfetischismus im heutigen Kapitalismus schlägt in der Regel kaum noch in Judenfeindlichkeit um – anders als noch zur Zeit der nationalsozialistischen Massenbewegung. Die sozialen Wurzeln des damaligen Judenhasses war ganz klar die Projektion des negativen Geldfetischismus auf „die Juden“ durch das nichtjüdische KleinbürgerInnentum und Teilen des Proletariats
Als VermieterInnen ihrer Arbeitskräfte und KäuferInnen von Lebensmitteln sind ArbeiterInnen kleinbürgerliche Marktsubjekte und unterliegen als solche auch mehr oder weniger den Ideologien der Warenproduktion, unter anderem auch dem negativen Geldfetischismus und dem Judenhass. So waren in Hitlers Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zwar unterdurchschnittlich wenige, aber eben auch ArbeiterInnen im Interesse des Kapitals desorganisiert. Doch die soziale Hauptbasis der Nazis waren HandwerkerInnen, KleinhändlerInnen, Freiberufler und lohnabhängige KleinbürgerInnen (Beamte und Angestellte). Dieses faschistische KleinbürgerInnentum und Teile des Proletariats führten mittels des Judenhasses ihren ökonomischen Überlebenskampf in erster Linie gegen die jüdische Konkurrenz. Auch ArbeiterInnen führen auf den Arbeitsmärkten einen Konkurrenzkampf gegeneinander. Diejenigen Lohnabhängigen, welche sich der faschistischen Bewegung in Deutschland anschlossen, projizierten also nicht nur ihren negativen Geldfetischismus auf die jüdische Bevölkerung, sondern führten auch einen völkischen Konkurrenzkampf gegen ihre jüdische Konkurrenz. Judenhass als Ideologie des kleinbürgerlichen Konkurrenzkampfes. Als Marktsubjekte sind auch die ArbeiterInnen kleinbürgerlich und damit auch mehr oder weniger empfänglich für die verschiedensten chauvinistischen Ideologien, welche geistige Ausdrücke des Konkurrenzkampfes sind.

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