Neue Broschüre: Frauen im Kapitalismus

Unsere neue Broschüre: „Frauen im Kapitalismus“ (ca. 124 Seiten) von Soziale Befreiung (Hg.) ist da. Die Broschüre könnt Ihr hier für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de bestellen.

Inhalt

Einleitung

Gesellschaftliche Klassen und soziale Geschlechterrollen
1. Soziale Klassen
2. Soziale Geschlechterrollen
3. Die patriarchale Spaltung der Klassen
4. Die Klassenspaltung der Geschlechter
5. Klassen- und Geschlechterspaltung im Vergleich und in ihrer
gegenseitigen Durchdringung

Biosoziale Reproduktion, Familie, PartnerInnenschaft und Sexualität

1. Die bürgerlich-patriarchale Familie als biosoziales Reproduktionsverhältnis
2. Kapital, Staat, Kirche und biosoziale Reproduktion
3. Individualisierung, Familienkult und Sexindustrie
4. Gewalt und sexuelle Belästigung
5. Sexarbeit

Der Klassenkampf der Proletarierinnen

1. Alltagsklassenkampf
2. Gewerkschaftlich „geführte“ Streiks
3. Wilde Streiks
4. Proletarierinnen in militanten und revolutionären Kämpfen
5. Die revolutionäre Selbstaufhebung der Proletarierinnen

Alltagsklassenkampf

Im alltäglichen selbstorganisiertem Klassenkampf wehren sich die Arbeiterinnen oft gegen die stumpfsinnige Organisation und die Monotonie der Lohnarbeit, wie zum Beispiel der Bericht eines ehemaligen Luxusdampfer-Zimmermädchens verdeutlicht: „Nach dem Schulabschluss jobbte ich drei Monate lang als Stewardess auf einem kleinen Luxuskreuzfahrtschiff. Einer dieser Traumjobs, wenn man nichts davon weiß. Auf 280 Passagiere kamen 220 Crewmitglieder. Die Gäste waren superreiche Leute, die beim Einchecken alles abgaben: ihr Geld, ihr Leben, ihr Hirn. Und wir waren dazu da, sie wie Babys zu behandeln, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen und möglichst sofort zu erfüllen.
Das waren Leute, die managten ganze Konzerne, wohnten in fünf Villen, reisten in der Welt herum, waren vielleicht schon zum fünften Mal auf diesem Kreuzfahrtschiff und dann riefen sie dich, damit du die Klospülung in ihrer Suite betätigst und das nicht einmal, sondern jedes Mal. Oder es kamen so weltfremde Meldungen wie: ,Was ich mich immer schon gefragt habe, schläft die Crew eigentlich auch an Bord?‘ ,Nein, wir werden jede Nacht ausgeflogen‘, hätte ich sagen sollen, aber das hätte dem Höflichkeitsgebot widersprochen. Wir durften zu den Gästen auch nie ,Nein‘ sagen: Was für absurde Wünsche sie auch äußerten. Sie durften während ihres ganzen Aufenthaltes kein Nein hören, höchstens auf die Frage, ob es an Bord Kakerlaken gäbe. Die waren streng geheim.
Ich trug eine blaue Uniform mit Flügerln an der Seite und einem goldenen Button auf der Brust. Die Uniform war mir zu groß, weil die anderen Stewardessen aus Südamerika oder Polen kamen und viel breiter gebaut waren als ich. In der ersten Zeit erschrak ich immer, wenn ich mich mit der Uniform im Spiegel sah und Spiegel gab es leider massenhaft. Ich dachte jedes Mal: Das bin nicht ich.
Wer immer ich da war, für unsere Chefin, die Exekutive Housekeeper, war ich jedenfalls sehr schnell die Lieblingsfeindin, weil ich einen eigenen Weg hatte, die Arbeit zu tun und weil ich zu allem Fragen stellte. Jede Kleinigkeit wurde zu einem Riesenproblem: Weil ich den Staub rechts herum wischte statt links herum. Weil ich, um mein Kreuz zu schonen, lieber in horizontaler Reihenfolge putzte als in vertikaler. Weil ich vergaß, die Rohre unter dem Waschbecken abzustauben. Oder weil einmal ein Gästepaar sagte: ,Wir können sie nicht leiden, sie hat so ein aufmüpfiges Wesen.‘ Und für jedes derartige Vergehen gab es Strafen. Es war absurd, zum ersten Mal in meinem Leben wurde ich bestraft. Das heißt, ich musste dann zusätzliche Putzarbeiten übernehmen oder durfte im Hafen das Schiff nicht verlassen.
Um sieben Uhr in der Früh holten wir die frischen Handtücher und die frische Bettwäsche ab und dann standen wir am Gang und warteten. Jede von uns hatte zehn Suiten über. Wenn du Pech hattest, wohnten dort Leute, die lange schliefen. Aber du musstest die ganze Zeit in deinem Korridor sein und warten. Deine Tagesfreizeit begann erst, wenn alle Suiten gemacht waren. Wenn du besonderes Pech hattest, waren da Leute, die den ganzen Tag in der Suite blieben und dann um fünf Uhr der Meinung waren, dass du schnell noch ihr Bett zumachen sollst, damit du es um sechs Uhr wieder aufmachen kannst. Aber in der Regel warst du mit dem Vormittagsdienst gegen 14 Uhr fertig, gerade rechtzeitig um das Mittagessen versäumt zu haben.
Das wichtigste Thema unter der Schiffscrew war: ,Wer hat was mit wem?‘ Andere Themen existierten nicht. Es war ein totaler Eifersuchtsverein. Und da ich auch mit den Burschen und Männern am Schiff redete, war mein Ruf zerstört, noch lange bevor ich mit einigen von ihnen ins Bett ging. Auch unter den Zimmermädchen gab es keine Solidarität. Es war sogar verboten, einer Kollegin, die mit der Arbeit im Verzug war, zu helfen. Das war dann der Punkt, wo ich überhaupt nicht mehr gewillt war, mitzuspielen.
Eine befreundete südamerikanische Kollegin und ich begannen, uns nicht nur gegenseitig zu helfen, sondern die Suiten gemeinsam zu putzen. Das war nicht nur lustiger, sondern hatte auch organisationstechnisch Sinn: Weil bei 20 Suiten gab es weniger lange Wartezeiten. Eine Suite gab es da immer, die gerade frei wurde. So waren wir mit dem Vormittagsdienst viel früher fertig und bekamen noch ein Mittagessen.
Aber es war verboten. Und wir wurden jedes Mal bestraft, wenn uns die Exekutive Housekeeper gemeinsam erwischte. Also beinahe jeden Tag. Diskussionen waren unmöglich. Sie meinte nur, dass sich klügere Leute als wir diese Regel ausgedacht und dafür sehr wohl ihre Gründe gehabt hätten. ,Wenn die klüger sind als wir‘, sagte ich, ,haben die ganz sicher nie in ihrem Leben Suiten auf einem Schiff geputzt, also haben sie von dieser Arbeit keine Ahnung.‘ Darauf erwiderte sie nichts.
Und wir machten auf unsere Art weiter. Wir putzten einfach nur noch zusammen und fertig. Die Strafaufgaben nahmen wir mit einem freundlichen Lächeln entgegen. Die ganze Geschichte überforderte die Chefin allmählich. Nach einem Monat wollte sie von dem Thema nichts mehr hören. Und das Beste: Sie hörte auch damit auf, uns zu bestrafen. Sie gab sich geschlagen. Im Laufe des zweiten Monats putzten dann auch schon andere Zimmermädchen zusammen. Zuletzt gab es immerhin vier Zweierteams.
Der letzte Monat am Schiff war fast angenehm. Ich hatte meine brave keusche Mitbewohnerin, eine 20jährige Südamerikanerin mit einem Kreuzchen auf der Brust, dazu gebracht, sich mit Burschen einzulassen, so hatte ich jetzt öfter einmal die Kabine für mich allein. Mein Traumjob ist es jedenfalls nicht mehr. Obwohl ich mich jetzt, wo das ganze schon ein halbes Jahr zurückliegt, manchmal bei der Überlegung ertappe, dass ich es heuer wieder machen könnte. Aber ich fürchte, kein Schiff nimmt mich mehr. Wahrscheinlich stehe ich weltweit auf der schwarzen Zimmermädchen-Liste.“ (Zitiert nach Bernhard Halmer, Peter A. Krobath, Lexikon der Sabotage, a.a.O., S. 77-81.)
Lohnabhängige Frauen müssen sich im alltäglichen Klassenkampf nicht nur gegen die Auswirkungen der sozialökonomischen Ausbeutung zu Wehr setzen, sondern auch gegen sexuelle Belästigungen durch Chefs, Kollegen und Kunden. Letztere sehen und sehen nicht selten im weiblichen Dienstleistungsproletariat leicht zu habende Objekte ihrer sexuellen Begierde. So berichtete eine deutsche Kellnerin über ihre Erfahrungen bei der Arbeit in einem Lokal um 1899: „Häufig habe ich (…), nachdem die Gäste aus dem Lokal waren, bitterlich geweint, denn ich musste mir viel gefallen lassen. Die erste Frage der Gäste war gewöhnlich: ,Wo wohnst Du? Kann ich dich nicht mal besuchen?‘ Und dann versuchten sie mich zu küssen oder sonst handgreiflich zu werden, was ich mir aber energisch verbat. Als Antwort bekam ich dann gewöhnlich zu hören: ,Hier ist doch kein Kloster, mein Kind‘ oder ,Das ist nur Anfangs, das gibt sich!‘ “ (Ein Mädchen aus dem Volke, in: Richard Klucsarits/Friedrich G. Kürbisch (Hrsg), Arbeiterinnen kämpfen um ihre Rechte, a.a.O., S. 102.)
So war es im 19. und 20. Jahrhundert und so ist es auch noch im 21. Jahrhundert. Aber die lohnabhängigen Frauen waren und sind nicht wehrlos. So berichtet eine Flugbegleiterin über eine phantasievolle und wirksame Form des Widerstandes gegen besonders aufdringliche Kunden: „Als ich mit dem Kellnerinnenjob über den Wolken anfing, war ich zwanzig und glaubte einen sozialen Aufstieg geschafft zu haben. Jedenfalls hatte ich im Ansehen bei meinen Freundinnen an Prestige gewonnen. Immerhin betreute ich Fluggäste und bewahrte sie, wie ich dachte, vor dem sicheren Absturz. Ab dieser Zeit war meine karge Freizeit dann auch tatsächlich ausgebucht.
Zehn Jahre später war ich ausgebrannt und hatte bereits einige Personalstreiks und Arbeitskämpfe mitgefochten. Die Arbeit war tatsächlich katastrophal, Einsatz rund um die Uhr und schlecht bezahlt. Manchmal hätte ich den Flieger jetzt liebend gern zum Absturz gebracht, vor allem wenn er wieder einmal vollgeladen war mit nörgelnden, jammernden, lästigen Fluggästen. Man durfte sie nicht ignorieren, musste ihnen immer die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken und freundlich sein bis zum Erbrechen.
Was ich immer weniger aushielt, waren die allein reisenden Herren, die mich so ungeniert gierig musterten und mit den Augen fickten, und das den ganzen lieben Flug lang, zumindest so lange, wie sie die Augen offen halten konnten. Von den anzüglichen Bemerkungen und eindeutigen Einladungen ganz zu schweigen. Ich hatte es so satt. Also machte ich den aufdringlichsten Wichsern auf Langstreckenflügen ein besonderes Geschenk.
Wenn ich die Decken austeilte, bekamen sie eine, die ich vorher speziell behandelt hatte. Ich hatte für solche Zwecke stets ein grauslich süßliches Billigparfum bei mir, das verteilte ich auf der Decke. Mit einem solch intensiven Geruch an Gewand und Körper war es dann sicher sehr gewagt, bei der Frau daheim aufzutauchen. So ein Wichser stank dann garantiert von oben bis unten nach beißendem Damenparfum der untersten Schublade und merkte es selbst nicht einmal, weil er ja ein Mann war.“ (Zitiert nach Bernhard Halmer, Peter A. Krobath, Lexikon der Sabotage, a.a.O., S. 27.)
Auch die männlichen kleinbürgerlichen/kapitalistischen Ausbeuter der weiblichen Arbeitskräfte glauben nicht selten auch Anspruch auf sexuelle Dienste zu haben. Diese Erfahrung musste zum Beispiel die böhmische Arbeiterin Marie Sponer mit 16 Jahren in einer Fabrik sammeln: „Der Meister sah in mir nicht nur die Arbeiterin, sondern auch das Weib. Und kein Mittel schien ihm zu gering, um die Befriedigung seiner Gelüste zu erreichen; selbst mit meiner und der Mutter Entlassung drohte er.“ (Richard Klucsarits/Friedrich G. Kürbisch (Hrsg), Arbeiterinnen kämpfen um ihre Rechte, a.a.O., S. 139)
Eine Jobberin in einem österreichischen Fanartikelladen berichtete, wie sie tatkräftig eine versuchte Vergewaltigung durch ihren Chef verhinderte: „Wenn ich irgendetwas von der EM höre, wird mir sofort ganz heiß und ich fange an zu zittern. Jetzt auch, siehst du meine Hand? Vielleicht sollte ich eine Therapie machen, ich weiß nicht. Es ist alles nicht leicht. Ich erzähle dir das, klar, aber bitte keine Namen. Anfang Mai kam ich zufällig bei so einem Fußballgeschäft vorbei. Ein Geschäft mit Bällen, Schuhen, Dressen, Fanartikeln. In der Auslage klebte ein Zettel ,Mitarbeiterin gesucht‘ und ich ging da spontan hinein. Der Laden gehörte einem ehemaligen Profisportler. Dieses Schwein, dieses dreckige!
Also, dieser Typ und sein Cousin hatten das Geschäft und brauchten jemanden während der EM, am Anfang im Büro und dann für einen Stand in der Innenstadt und ich dachte: ,Perfekt, verdiene ich mir vorm Sommer noch ein Geld und mit Sportlern kann ich sowieso gut, das sind ausgeglichene Männer, wenn man da nein sagt, haben sie kein Problem damit.‘
Ich arbeitete also im Büro, irrte im Internet herum, schrieb Mails, Angebote für andere Geschäfte, die betrieben da auch einen Zwischenhandel. Einmal musste ich die anderen Fanartikel-Geschäfte in der Stadt besuchen, um auszuspionieren, was sie Neues haben und welche Preise, das war lustig, irgendwie spannend.
Der Chef hatte eine Freundin, eine Lebensdings, und der Cousin auch, alles bestens, dachte ich. Von dem her, fühlte ich mich sicher. Dann begann die Arbeit am Stand, vom Mittag weg bis zum Beginn vom Abendspiel, Schals, Tröten, Hüte, der ganze Fußballkram eben. Einen Tag mit dem Chef, einen Tag mit dem Cousin, ich also durchgehend, aber kein Problem, die Bezahlung war in Ordnung, und die Fans waren auch ganz okay.
Am dritten oder vierten Tag passierte etwas Seltsames. Ich weiß, dass hat jetzt nichts mit mir zu tun, von wegen Vorahnung oder so. Ich bin nicht esoterisch, das kannst du mir glauben, aber irgendwie bekam das alles dann so eine merkwürdige Stimmung. An einem dieser ersten Tage ging ich mit einer Schachtel Klatscher durch die Fanzone und traf einen ehemaligen Schulkollegen, der da als Sanitäter arbeitet, Zivildienst, und der erzählte mir, dass in der Fanzone vor ein, zwei Stunden ein Fußballfan erstochen worden ist, tot, eine arge Geschichte, er war noch ganz aufgeregt, eigentlich dürfte er darüber nichts erzählen, ich soll ihn nicht verraten. Am nächsten Tag wunderte ich mich, dass nichts davon in der Zeitung stand. Ich erzählte das einer Freundin, deren Mann ist Journalist, und die sagte mir, dass das Innenministerium mit den Medien eine Art Stillhalteabkommen geschlossen hatte. Es durfte also niemand über solche Vorkommnisse berichten, die Welt sollte nur ein schönes Bild von Österreich und der EM geliefert bekommen, keine Morde, keine Vergewaltigungen, alles lustig. Stell dir das vor! Und da regen sich alle über die Chinesen auf, wenn die die Presse kontrollieren wollen.
Während der Arbeit musste ich seitdem immer daran denken. Ich sah die Fans singen und grölen und dachte: ,Und, wie viele Tote gibt es denn schon?‘ Ich sah die fröhlichen, bunten Gesichter in den Zeitungen und im Fernsehen und dachte an das, was sie vielleicht gerade nicht zeigten. Irgendwie war das alles nicht mehr echt.
Und dann passierte die Sache mit meinem Chef. Einerseits war er ein stilvoller Typ, ganz auf seriös, andererseits spürte ich schon, dass er nicht abgeneigt wäre, mit mir etwas anzufangen. Er machte manchmal so Anspielungen, oder Komplimente, wie hübsch und blablabla, tausend mal gehört, so sind die Männer, ich beachtete das nicht weiter. Dann berührte er mich beim Verkaufen manchmal, aber da war nicht so klar, ob es Absicht war. Einmal stand er dann etwas länger ganz dicht hinter mir und er war ja so ein großer, kräftiger Typ, das war mir sehr unangenehm. Mir wurde total heiß, aber für Wallungen war ich eindeutig zu jung, also sagte ich: ,Rutsch weiter rüber, ich krieg sonst keine Luft.‘ Er entschuldigte sich, aber nicht echt, sondern so übertrieben, als wäre ich eine Dings, so eine Obertussi, die schon beim Husten eines Mannes Angst hat, schwanger zu werden. Gemeines Arschloch!
Am übernächsten Abend, das war Türkei gegen Tschechien, bat er mich, ihm nach der Arbeit noch kurz im Geschäft zu helfen. Wir sollten etwas im Lager holen, irgendwelche Schuhe, doch kaum waren wir im Keller, drängte er mich an die Wand, riss mir die Bluse auf und wollte mich vergewaltigen. Und dann hatte ich Glück. Doppeltes Glück. Ich schlug ihm mit der Faust in die Eier und nach seiner Reaktion zu urteilen, war es ein Treffer. Er krümmte sich zusammen und ich rannte die Treppe hinauf. Dort das zweite Glück, weil da kamen gerade der Cousin und dessen Freundin ins Geschäft und ich wusste, dass mir der Arsch jetzt nicht nachlaufen würde.
In diesem Moment, wo die beiden mich groß anstarrten und fragten, was los sei, wurde mir erst bewusst, was gerade passiert war und ich bekam einen Anfall. Ich schrie herum und schmiss alles auf den Boden. Ich räumte den ganzen Schreibtisch ab, so mit der Hand, samt dem Laptop. Ich sagte den beiden, was für ein Schwein der Chef ist und dass ich ihn anzeigen werde. Ich nahm den Drucker vom Boden und warf ihn gegen ein Regal. Ich warf so schwarz-weiße Fußballblumentöpfe durch die Gegend. Alles, was ich in die Finger bekam zertrümmerte ich. Er hatte ja so tolle Pokale dort, die landeten einer nach dem anderen an der Wand. Bis ich erschöpft war.
Die Freundin vom Cousin wollte mir helfen, aber ich schrie nur, sie soll mich nicht angreifen. Dann zog ich die kaputte Bluse aus und nahm mir eines von den Fan-Shirts. Das war es. Das Schwein blieb im Keller. Ich schlug die Tür hinter mir zu, trat noch einmal fest dagegen, aber das Glas war zu stabil. Draußen auf der Straße hupten und winkten mir die türkischen Fans zu, das war nur noch absurd. In den nächsten Tagen hatte ich dauernd das Bedürfnis mich zu waschen. Ich erstattete keine Anzeige. Ich habe ihm das Geschäft zertrümmert und damit basta. Ich will damit in Zukunft nichts mehr zu tun haben. Ehrlich gesagt habe ich auch Angst. Zum einen, dass er mir etwas antut, wenn ich ihn anzeige. Aber auch, dass sich so etwas bei Gericht dann plötzlich gegen mich wendet und dann muss ich zum Schluss noch die kaputten Sachen bezahlen, nein danke.“ (Zitiert nach Bernhard Halmer, Peter A. Krobath, Lexikon der Sabotage, a.a.O., S. 44-47.)

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