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Für welche Bildung wollen wir streiken?

Es ist notwendig und richtig gegen die neuen Hochschulreformen (Studiengebühren, Turboabitur usw.) Widerstand zu leisten (z.B. Unistreiks, Besetzungen und Straßenblockaden). Aber unsere Kritik und Wut richtet sich nicht nur gegen die Reformen. Eine radikale Bildungskritik kann niemals auf die kritische Analyse des Schul- und Hochschulsystems beschränkt bleiben, es ist notwendig die gesellschaftlichen, die ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen der Bildung zu betrachten.

Stelle dir vor das bürgerliche Bildungssystem wäre abgeschafft, die Notenbewertung und der daraus folgende Leistungsdruck und die Selektion gehören der Geschichte an. Die Bildung in diesem System ist ein Fundament zur Klassenselektion und entsprechend wird dies ein Traum bleiben, solange es Klassen geben wird. In dieser Klassengesellschaft, wo geistige und körperliche Arbeit weitgehend getrennt sind, ist die Mehrheit der Leute gezwungen sich zu verkaufen, gleichgültig ob das im Büro oder auf dem Bau ist. Einige Wenige werden dank ihrer sozialen Herkunft, oder ihrer Art sich hoch zu schleimen, zu OrganisatorInnen und MitverwalterInnen dieser Ausbeutung und Unterdrückung.

Ganze bürgerliche Wissenschaft den Interessen des Kapitals unterworfen

Die humane Wissenschaft rechtfertigt ideologisch das kapitalistische System, in dem z. B. die SoziologInnen behaupten, dass die moderne bürgerliche Gesellschaft vollendete menschlichen Emanzipation und alternativlos sei. Die ÖkonomInnen versuchen besonders nach dem Zerfall des staatskapitalistischen Ostblocks (für sie „Kommunismus“) uns einzureden, dass die „freie Marktwirtschaft“ das beste Wirtschaftssystem der Geschichte sei. Sogar bei Naturwissenschaften geht es bei den theoretischen und praktischen Forschungen irgendwann darum, die gewonnenen Erkenntnisse für kapitalistische Interessen zu gebrauchen.

Ingenieure entwickeln Maschinen mit denen die ArbeiterInnen besser ausgebeutet und überflüssig gemacht werden. Während Informatiker bessere Programme entwickeln, mit denen uns die Chefs am Arbeitsplatz und der Staat an öffentlichen Plätzen besser beobachten können. Das kapitalistische Verwertungsprinzip macht jede menschliche Entdeckung (z. B. Gentechnik) zu einem Fluch für die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten.

Nur in einer Gesellschaft in der das Kapitalverhältnis aufgehoben ist und die menschlichen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, kann das ganze menschliche Wissen vergesellschaftet und auch wirklich zum Wohle aller eingesetzt werden. Automatisierung dient dann dazu, die Menschen von unnützen und stupiden Tätigkeiten zu befreien, statt, wie es im Kapitalismus üblich ist, mehr Arbeitslose zu produzieren. Techniken wie die Genetik werden dann nicht mehr zur Manipulation von Erbgut von Menschen, Pflanzen und Tieren missbraucht, sondern ausschließlich für medizinische Zwecken eingesetzt. Obwohl eine Milliarde Menschen hungern, wird ein großer Teil vernichtet damit die Preise nicht ins Bodenlose fallen und die Lebensmittelkonzerne(z B. Nestle) weiter Profite erwirtschaften. Das verrückteste daran ist, dass die WissenschaftlerInnen in den Interessen des Kapitals die Pflanzen genetisch manipulieren um sie noch widerstandsfähiger und optisch „schöner“ zu machen.

Die Abschaffung der Warenproduktion und des Staates wird auch radikal das Lernen verändern

Nicht nur das dreigliedrige Schulsystem wird abgeschafft, sonder auch die allgemeine Trennung zwischen Schulen und Unis wird aufgehoben. Das bedeutet auch die Beseitigung der heutigen künstlichen Trennung zwischen geistiger und materiell-praktischer Produktion. Wir können so aktiv mit bestimmen, ob wir an einem Tag im Klassenzimmer hocken und Theorie machen oder uns praktisch in vergesellschafteten Betrieben weiterbilden. Wir freien SchülerInnen und ProduzentInnen werden dann unseren Lernplan und Alltag selbst bestimmen, d. h. wir werden in kleinen Gruppen entscheiden, ob wir im Freien, zu Hause oder sonst wo uns bilden und nicht wie heute im Klassenzimmer eingesperrt sein. Der Druck in einer bestimmten Zeit bestimmte Aufgaben und Themen zu beherrschen fällt weg. LehrerInnen sind dann auch keine angsteinflössenden Autoritätspersonen mehr, sondern frei gewählte BeraterInnen und HelferInnen. Damit wird die in der kapitalistischen Gesellschaft entstehende Teilung von eingebildeten „Fachidioten“ und „bildungsfernen Schichten“ aufgehoben.

Für die Verschmelzung von SchülerInnen/StudentInnenbewegung mit dem proletarischem Klassenkampf!

Die Art und Weise wie in dieser Gesellschaft produziert wird, wirkt sich damit auch auf das Bildungssystem und deren ganzen Lerninhalt aus. Deshalb können kapitalistische Arbeitsprozesse und das staatliche Schulsystem nur durch gemeinsame Aktionen von ArbeiterInnen, SchülerInnen und StudentInnen aufgehoben werden. Wir dürfen deshalb nicht nur auf uns schauen, sondern müssen unseren Widerstand mit denen der ArbeiterInnen verknüpfen.Erste Ansätze von SchülerInnen und StudentInnen sich mit dem Klassenkampf der Lohnabhängigen zu solidarisieren, müssen gestärkt und weiter vorangetrieben werden. Auch dürfen GewerkschaftsbürokratInnen von uns nicht als unsere „InteressenvertreterInnen“ akzeptiert werden. Denn diese Damen und Herren sind „konstruktive“ Co-ManagerInnen der kapitalistischen Ausbeutung. Ein selbstbestimmtes und kreatives Lernen und Tätig sein ist nur jenseits von Staat und Markt möglich. Nieder mit dem staatlichen Bildungssystem – für ein selbstbestimmtes Lernen und Tätig sein in einer klassenlosen Gesellschaft!

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